Span, die Archetypen
des Berner Rock, schlagen auf ihren zwölften Album in ihrer über
20jährigen Bandgeschichte einen weiten Bogen. Das Quartett knüpft an
Bewährtem an, serviert bekannte Rock-Rhytmen und eingängige,
poetische Dialekt-Balladen, wagt aber auch Neues. Spans Taktgeber
Matthias Kohli äussert sich im SMN-Interview zur aktuellen
Langspielproduktion.
FH:
Wer den Albumtitel zum ersten Mal liest, fragt sich, was denn «Gangloff»
bedeutet und wie Span auf einen solchen Namen kommen.
Matthias Kohli: Ursprünglich wollten wir unser Werk ja nach dem Singlesstück
«Liebefeld» taufen, doch diese Idee hatte schon die Gruppe Alboth. So sind
wir eben im wirklichen Liebefeld, einem Berner Quartier, herumgezogen um
eine Alternative zu finden. Schliesslich wurden wir bei der Busstation «Gangloff»
fündig. Das Wort dünkt uns vieldeutig, da steckt das englische ‘the gang’
drin und das russische ‘loff’ - man kann es auch als ‘gang, louf!’ (berndeutsch:
geh, lauf!) interpretieren.
FH: Und worauf führt es wirklich zurück?
Matthias Kohli: Auf einen Bernern namens Gangel, der 1880 nach 20 Jahren
Russlandaufenthalt eben als Gangloff zurückgekehrt ist.
FH: Das bleibt aber eine Erklärung für Insider, denn in euren Texten nehmt
ihr ja darauf keinen Bezug.
Matthias Kohli: Das stimmt. Für uns ausschlaggebend war mehr der gute Klang
des Namens, die Wortspielerei. Übrigens wurde die Haltestelle inzwischen
durch einen S-Bahnstop ersetzt, der ganz anders heisst. Ortsbezeichnungen
als Song- oder Albumtitel zu wählen, hat ja in Bern seine gute Tradition.
FH: Zwischen Tradition und Moderne pendelt auch eure Musik - vor allem wenn
man die ganze Bandgeschichte verfolgt. Auf «Gangloff» greift ihr als Berner
Ur-Rocker auf Bewährtes zurück und doch sucht ihr Anschluss an Neues.
Matthias Kohli: Wir haben tatsächlich neue Sounds ausprobiert, haben mit
Loops gearbeitet - zum Beispiel in «Liebefeld» - und lassen Hip-Hop-Elemente
einfliessen. Daneben pflegen wir aber auch den Berner Rock gehörig. Das wir
etwas anders tönen als auf den Vorgängeralben hat auch damit zu tun, dass
wir zusammen mit unserem Produzenten Ron Kurz sehr lange daran gewerkelt
haben. Wir nahmen es viel genauer als auch schon, achteten mehr auf das
Zusammenspiel.
FH: Ist es ein Zufall, das manchmal Züri West-Klänge durchschimmern?
Matthias Kohli: Ja und nein: Wir haben uns an Musikformen, Phrasierungen und
einer Rhythmik orientiert, die auch Züri West gut finden. Doch bewusst
imitiert haben wir unsere Kollegen nicht. Dennoch waren wir selber etwas
überrascht, wie nahe wir beieinander liegen.
FH: Inspiration kam offenbar auch aus der Schatztruhe der Schweizer Pop- und
Rockmusik: Wie ist es dazu gekommen, dass Span sich an eine Neufassung des
legendären «Campari Soda» gewagt haben, ein Stück, mit dem die Zürcher
Gruppe Taxi in den 70ern weit herum Sympathien fand?
Matthias Kohli: Das geht zurück auf unsere Idee, an den Berner Songtagen
nicht eigene, sondern Stücke anderer Schweizer Gruppen zu interpretieren. «Campari
Soda» gehörte zum damaligen Liverepertoire und fand sowohl in der Band als
auch beim Publikum so grosse Zustimmung, dass wir es nun in das Album
genommen haben. Das ist auch eine Erinnerung an unsere eigene Vergangenheit,
immerhin sind wir ja alt genug, dass wir den Hit von Dominique Grandjean
damals noch selber mitbekommen haben. Damit spannen wir einen weiteren Bogen,
nämlich den zur Geschichte unserer Szene.
FH: Dieses Interview wird auf Internet publiziert. Auch die Band Span
leistet sich auf diesem Medium eine eigene Präsenz. Was bietet
www.spanonline.ch?
Matthias Kohli: Die Seite wurde uns von einem Freak (und Fan) eingerichtet,
da haben wir selber gar nicht viel beigesteuert. Jedenfalls werden dort auch
Soundbeispiele aus früheren und der aktuellen Produktion zugänglich gemacht.
Über einen Besuch freuen wir uns natürlich!
FH: Zum Schluss noch ein Wort zu den nächsten Span-Plänen?
Matthias Kohli: Als «alte Livetruppe» geben wir landauf und landab Konzerte,
hoffentlich auch an einigen diesjährigen Open Airs. Wir spielen dort
Bekanntes aus unserem über 20jährigen Repertoire und natürlich viel aus der
neuen Platte – und wir hoffen, dass sich diese gut verkauft. Deswegen nennen
wir sie jetzt gerne «Gang, chouf!»...
Interview: Frank Hänecke
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