Eine weitere Tagung
nimmt sich rechtlichen, wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen
Auswirkungen neuer Technologien und Medien an: Die Veranstaltung im
Kultur- und Kongresszentrum Aarau am 19. Oktober richtet sich
an Musiker/innen, Musikproduzenten und –Distributoren, aber auch
Konsumenten und Konsumentinnen.
Noch nie war Musik so leicht und überall verfügbar, noch
nie waren Kopien eines Musikstücks qualitativ so gut und so einfach und
schnell herzustellen. Diese Entwicklung hat auch auf juristischer Ebene
Auswirkungen. Das Thema des Urheberrechts oder Copyrights ist inzwischen
omnipräsent, doch niemand hat wirklich den Überblick, wer über welche Rechte
verfügt, was gesetzlich verankert ist und wozu welche Abgaben dienen. Das
Urheberrechtsgesetz wird zurzeit in der Schweiz revidiert, wichtige Weichen
werden gestellt.
Doch erfassen die aktuellen Bestrebungen und Diskussionen wirklich die
wichtigen Aspekte? Wie sieht denn die Zukunft aus? Wohin entwickeln wir uns
aus kulturwissenschaftlicher Sicht, wie wird sich die Nutzung unserer
bereits vorhandenen Technologien im Musikbereich verändern und welche
Erfindungen könnten unseren Alltag entscheidend beeinflussen? Solche
Fragestellungen bieten den Ausgangspunkt dieser Tagung des Schweizer
Musikrates und des Studienzentrums Kulturmanagement der Universität Basel.
Interview
Polo Hofer & die Schmetterband: Ein Kaleidoskop zum
Jubiläum
Auf "Über alli Bärge" dem 20. Album seiner Karriere, zieht
der Berner Dialektsänger und -texter Polo Hofer zusammen mit der bewährten
Schmetterband eine Art musikalische Zwischenbilanz - die sich auch Neuem nicht
verschliesst. Im FH-Gespräch geht es natürlich auch um Hanf, dem nicht nur
optisch Referenz erwiesen wird.
FH: In «E gfragte Maa» beschreibst Du eindringlich, wie Dir zumute ist, wenn Du
überall angesprochen und wegen allen möglichen Dingen ausgefragt, ja «verhört»
wirst. Wird es Dir manchmal wirklich zuviel?
Polo Hofer: Das kann man so sagen. Gerade wenn - wie jetzt - wieder ein neues
Album erschienen ist, wollen natürlich viele etwas von mir wissen.
FH: Trotz der Textzeile «I wett mi Rueh ha» setzt Du Dich Fragen immer wieder
aus. Könntest Du Dich nicht zurückziehen und es wie die grossen Stars handhaben,
die nur ausgesuchte Interviews geben?
Polo Hofer: Das gehört eben zum Geschäft. Ausserdem kommt es auf die Situation
an.
FH: Oft setzt Du die Themen ja selber. Zum Beispiel mit dem als Radiosingle
vorab abgegebenen Stück «Kiffer» sowie mit Deinen Äusserungen zum Canabiskonsum.
Polo Hofer: Das kommt nicht von ungefähr. Der Titel ist zwar relativ neutral
gehalten, doch es ist mir ein grosses Anliegen, dass die zur Abstimmung
anstehende Initiative ‘Jugend ohne Drogen’ keine Chance erhält. Ich stelle mich
gegen die damit verbundene Repression und setze mich für den Gegenvorschlag von
Bundesrat und Parlament ein, der eine Liberalisierung mit sich bringen würde. So
gesehen, ist dies ein politisches Engagement...
FH: ...das Du ja schon sehr lange verfolgst.
Polo Hofer: Die Thematik hatte ich schon wiederholt aufgegriffen - erstmals auf
«Vogelfueter», meiner Debüt-LP mit Rumpelstilz. Jetzt schliesst sich der Kreis.
Doch das Problem bleibt so aktuell wie vor 20 Jahren. Die Drogenthematik hat
sogar an Bedeutung gewonnen: sie steht heute auf Rang eins, noch vor der
Arbeitslosigkeit.
FH: Nicht nur inhaltliche, sondern auch musikalische Elemente kehren bei Dir und
der Schmetterband immer wieder zurück. Geschah dies beim Jubiläumsalbum bewusst?
Polo Hofer: Wir haben tatsächlich Erfahrungen aus all diesen Jahren
eingearbeitet, sogar bis zurück zur Rumpelstilz-Epoche. So klingt der Titelsong
nach Hanery Amman. Neben den Dialektballaden und Rockstücken kommen Funk und
neuere Genres vor, werden Loops und Samples eingesetzt. Dies geschah übrigens
erstmals mit einem vollamtlichen Produzenten, Markus Kühne. Überdies luden wir
zahlreiche Gäste ins Studio. Zugute kommt dem Album, dass die Band in dieser
Besetzung seit etwa 1984 zusammen ist. Was wir in dieser Zeit gelernt haben,
bringen wir auf dieser CD ein.
FH: Gab es weitere Vorgaben als die der Reminiszenzen an das eigene Schaffen?>
Polo Hofer: Ich bestand darauf, das letzte Wort zu haben.
FH: Hat es das gebraucht?>
Polo Hofer: Durchaus, denn jemand muss die Linie setzen - oder entscheiden,
welche der aufgenommenen Stücke tatsächlich veröffentlicht werden.
FH: Als Figur von nationalem Interesse wirst Du gelegentlich zur Zielscheibe,
selbst von Musikerkollegen aus Deiner Generation. Was sagst Du zum Stück «Für dr
Polo» von Hardys Heppchor?
Polo Hofer: Absolut lächerlich, eine Frechheit. Da werde nicht nur ich selber,
sondern die gesamte Berner Musikszene durch den Dreck gezogen. >
FH: Was kommt als Antwort?
Polo Hofer: Für «Über alli Bärge» hat’s leider nicht mehr gelangt, aber der
Hardy kommt noch dran! Auch Endo Anaconda (Stiller Has), der auf meiner neuen CD
mitwirkt, hat angekündigt, er werde zurückschlagen.
FH: Das dürfte spannend werden... Was beschäftigt Dich mit Blick auf die
Schweizer Musikszene zur Zeit am meisten?
Polo Hofer: Ich verfolge die Entwicklungen mit grossem Interesse und freue mich,
wenn neuen Interpreten Aufmerksamkeit zuteil wird.
FH: Offenbar hapert es daran manchmal. Was hältst Du von der Petition für mehr
einheimische Musik in den Lokalradioprogrammen?
Polo Hofer: Die hat meine volle Unterstützung, obschon ich zwei Titel pro Stunde
sogar noch zuwenig finde. Bei meinen Radiobesuchen lenke ich gerne auf dieses
Thema, das ja kultur- und wirtschaftspolitische Aspekte hat. Wenn mehr
einheimische Musik - egal welcher Art - gespielt würde, ginge weniger Geld ins
Ausland. Wie das funktioniert, zeigen uns die Franzosen.
Interview: Frank Hänecke
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