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Interview mit Vivian
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Die aus Zell (Luzern) stammenden Vivian spielen luftigen Pop-Rock mit Hitpotential. Roger Vivian, Sänger, Songschreiber und Kopf der Band, redet über Plattenfirmen, Martin Schenkel und die 150-Jahr-Bundesfeier.

RP: Habt ihr eure Songs eigentlich an viele Plattenfirmen geschickt, bevor ihr eine Zusage bekamt?

Roger Vivian: Um ehrlich zu sein, weiss ich das gar nicht mehr so genau. An Sound Service sicher...

RP: An ein paar grosse Plattenfirmen sicher auch?

RV: An Sony und EMI sicher, Warner weiss ich nicht mehr genau. Von allem haben wir eine Absage bekommen, zuerst auch von BMG, bei denen unsere Platte erschienen ist.

RP: Was gefiel denen an euch so gut?

RV: Die Songs!

RP: Aber euer erstes Demo wurde doch von BMG abgelehnt, was war den beim zweiten anders?

RV: Die Arrangements waren besser. Wir hatten 30 Songs eingespielt und sie BMG vorgelegt. Die suchten sich zwölf Stück aus. Darunter waren aber auch Songs, die beim abgelehnten Demo schon dabei gewesen waren. Zum Beispiel «Foolish» und «Fairytale»

RP: Wie ging es weiter mit BMG, nachdem ihr euer zweites Demo geschickt hattet?

RV: Rolf Schlup von BMG hat uns angerufen. Wir waren aber nicht euphorisch, weil uns schon ein paar Plattenfirmen angerufen hatten. Etwas Konkretes ist dabei aber nie herausgekommen. Im Musikbusiness wird viel geredet, aber wenig gemacht. Rolf war anders. Er hat gehalten, was er versprochen hat. Die Leute von BMG kamen nach Zell, wir sind eine Beiz gesessen und haben die Sache besprochen. Sie kamen auch an eines unserer Konzerte und waren begeistert. Dann wurde die CD geplant, wir bekamen ein Management und können jetzt sogar mit Gotthard auf Tour.

RP: Hat es euch nicht etwas überrascht, dass ihr mit eurem englisch gesungenen Pop-Rock einen Vertrag bei einem Majorlabel bekommen habt? Diese Art von Musik ist in der Schweiz nicht so populär. Mundart-Rock oder -Rap verkauft sich besser.

RV: Ich spiele die Musik, die mir gefällt. Vielleicht haben wir Erfolg damit, vielleicht auch nicht.

RP: Eure Single «The Only one“ hat sicherlich Hitpotential. Besagter Song erinnert mich an Martin Schenkel - wie auch einige andere.

RV: Findest du das wirklich? Eigentlich will ich nicht mit Martin Schenkel verglichen werden.

RP: Wieso nicht?

RV: Ich mag seine Lieder, das auf jeden Fall. Seine Musik ist aber melancholischer als unsere, finde ich.

RP: Trotzdem finde ich, dass es Parallelen gibt. Wahrscheinlich wurdet ihr beide von den gleichen Bands beeinflusst. Etwas Neues zu machen, ist ja heutzutage fast nicht mehr möglich.

RV: Ich habe mal gehört, dass er ähnliche Musik gut findet wie wir. Matchbox 20 und all diese amerikanischen Produktionen. Wahrscheinlich kommen die Ähnlichkeiten daher!

RP: Was für Bands gefallen dir den sonst noch? Del Amitri vielleicht?

RV: Ja!! «Nothing ever happens» finde ich zum Beispiel einen ganz tollen Song.

RP: Euer Debüt-Longplayer «V» ist ein Schritt weg von der EP, die ja damals noch von Reto Burrell produziert wurde. Vor allem gesanglich hast du dich weiterentwickelt. Hattest du Unterricht?

RV: Ich hatte einen amerikanischen Stimmen-Coach, der mir bei meiner Aussprache geholfen hat. Ich finde es wichtig, dass auch ein Amerikaner meine Gesang versteht. Das ist genauso wichtig wie die Musik.

RP: Kannst du mir etwas über die Geschichte von Vivian erzählen?

RV: Ich habe sehr jung angefangen, Schlagzeug zu spielen. Irgendwann habe ich zu Gitarre und Gesang gewechselt. Im Hobbyraum meiner Eltern habe ich immer geübt. Eines Tages, vor etwa sechs Jahren, klingelte es plötzlich an unserer Wohnungstür. Draussen standen zwei Typen, die mit mir eine Band gründen wollten.

RP: Wer waren die?

RV: Dominik Hegi und Adrian Müller, die jetzt bei Vivian Keyboard und Bass spielen. Ich habe gesagt: «Okay». Dann gingen wir in unseren Hobbyraum. Jeder packte sich ein Instrument. Adi fragte, was er spielen solle. Ich fragte: «Was für ein Instrument spielst du denn?» Er erwiderte: «Keines» Ich habe ihm den Bass meines Bruders in die Hand gedrückt. Wir haben schliesslich eine Schülerband gegründet. Weil wir keinen geeigneten Gitarristen fanden, wechselte ich zur Gitarre. Als Schlagzeuger kam Stefan Wicki. Marcel Jeker, unser Berner Gitarrist, kam als letzter dazu. In dieser Formation sind wir seit zweieinhalb Jahren zusammen.

RP: Ihr habt 1998 an der 150-Jahr-Bundesfeier in Bern gespielt. Wie kamt ihr dazu?

RV: Wir hatten zusammen mit Dada (Ante Portas) den Newcomer-Preis 1998 gewonnen. Als Preis gab es einen Auftritt an der 150-Jahr-Bundesfeier. Wir spielten am Abend bei Regen auf der Hauptbühne. Neben anderen waren auch Polo Hofer und die Lovebugs da. Das war sehr aufregend für uns, weil wir noch nie auf so einer grossen Bühne gespielt hatten und wir im Fernsehen kamen. Wenn ich mir heute unser Konzert von damals anschaue, muss ich lachen, weil wir heute ganz anders klingen.

Interview: Robert Pally